Testen ohne Ergebnisdruck: Was beim Jahres-Abschluss der ÖFB-Frauen auffiel

Die Frauen-EM 2029 findet in Deutschland statt! Mit dieser Entscheidung am Mittwoch Nachmittag endete das letzte Länderspielfenster dieses Frauenfußball-Jahres. Es brachte einen Nations-League-Sieger Spanien und für Österreich ein Trainingslager in Andalusien mit zwei Testspielen – einem 1:1 gegen Finnland und einem 2:3 gegen die Ukraine.

Welche Erkenntnisse lassen sich aus den ersten beiden Länderspielen der Amtszeit von Alexander Schriebl ziehen, in denen es die Abläufe wichtiger waren als die Resultate?

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Die U-17 und das WM-Finale – Signalwirkung, Freude, aber auch Vorsicht

Sie haben Spanien eliminiert, England verräumt, Japan niedergerungen und Italien ausgeschaltet. Der letzte Schritt, jener gegen Europameister Portugal im WM-Finale, war für die österreichischen U-17-Burschen, der eine, der ein wenig zu groß war. Dennoch: Mit dem erstmaligen Einzug einer rot-weiß-roten Fußball-Mannschaft ins Finale einer Weltmeisterschaft in irgendeinem Format auf irgendeinem Level hat der Jahrgang 2008 Geschichte geschrieben – und gleichzeitig nach einigen dünnen Jahren im Nachwuchs ein Signal ausgesendet.

Bis vor ein paar Wochen hatte praktisch noch niemand mitbekommen, dass die Truppe überhaupt bei der WM dabei ist, spätestens mit dem 4:0-Sieg im Achtelfinale über England waren die Augen aber auf sie gerichtet – vor allem im Lichte des katastrophalen Europacup-Herbstes und der generellen Schwäche der heimischen Liga. Nicht nur, aber vor allem WM-Torschützenkönig Johannes Moser aus dem Red-Bull-Nachwuchs ist nun in Österreich ein bekannter Name und die Hoffnungen, welche die Truppe für die Zukunft geweckt hat, wachsen – typisch Österreich – schon wieder in lichte Höhen.

Aber mal langsam.

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Barbara Dunst im Comeback-Interview: „Die verpasste EM? Verheerend!“

Exakt ein Jahr nach ihrem Kreuzbandriss kehrt Barbara Dunst ins österreichische Frauen-Nationalteam zurück. Dieses absolviert in Andalusien ein Trainingslager mit zwei Testspielen gegen Finnland (27.11., wegen des zeitglichen U-17-WM-Finales der Burschen nicht im TV) und die Ukraine (1.12, live auf ORF Sport plus).

Am 3. Dezember 2024 verpasste Österreich nicht nur im Playoff gegen Polen die EM-Endrunde, nein, bei diesem Spiel zog sich kurz vor der Halbzeitpause auch Dunst die erste echte Verletzung ihrer Karriere zu. Seither ist sie von Eintracht Frankfurt zu Bayern München gewechselt, die ÖFB-Frauen haben einen neuen Teamchef bekommen und die Steirerin hat sich zurückgekämpft. Im Interview spricht sie über Francesco, Verantwortung und das „verheerende Verpassen der EM“.

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So spielte Europa 2025 – Teil 3: Die Plätze 16 bis 1

Wer die ersten beiden Teile unserer Vorstellung aller Nationalteams des europäischen Verbandes gesehen hat, wird festgestellt haben: Es war bisher noch kein einziges Team dabei, das sich als Gruppensieger direkt für die WM in Nordamerika qualifiziert hat. Also auch Österreich noch nicht! Das ändert sich natürlich im dritten und letzten Teil, in dem der Countdown der Top-16 des Kontinents laut Elo-Rating vorgenommen wird.

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So spielte Europa 2025 – Teil 1: Die Plätze 55 bis 33

Österreich ist bei der WM! Und wo steht das ÖFB-Team am Ende dieser Qualifikation im inner-europäischen Vergleich? Wie schon vor zwei Jahren stellen wir auch nach diesem beendeten Quali-Zyklus die Mannschaften des europäischen Verbandes vor. Wie sind die Nationalteams in diesem Jahr aufgelaufen, mit welchen Spielern von welchen Klubs, in welcher Grundformation – und was lässt sich zu ihnen sagen?

Wie bei uns üblich, orientieren wir uns am Elo-Rating, um die Mannschaften nach ihren tatsächlichen Resultaten unter Berücksichtigung der Stärke der Gegner in den letzten Jahren zu sortieren. Hier der ersten von drei Teilen unserer Bilanz, die Plätze 55 bis 33. Spoiler: Österreich ist in diesem Bereich nicht dabei. Dafür drei der vier Gruppengegner.

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Die Geister von Leipzig vertrieben: Österreich nach Nervenspiel bei der WM

Wohin mit der ganzen Freude? Marcel Sabitzer saß eingesunken auf dem Rasen, der aufgezuckerte Siegtorschütze Michael Gregoritsch umarmte jeden, der ihm in den Weg kam. David Alaba, 94 Minuten lang ein nervöses Wrack in der Coaching-Zone, und ein gelöst lächelnder Ralf Rangnick lagen sich in den Armen. Das vorbereitete Transparent, auf dem „Das Crazy Oida“ stand, wurde im ersten Versuch nur so halb ausgerollt, ehe das halbe Team wieder ganz woanders hin abbog. Marko Arnautovic verhedderte sich feixend im TV-Interview zwischen der Ansage, dass man auch ohne Alkohol feiern können sollte, und dem Nachsatz, dass er ja selbst Hochprozentiges verkauft.

Die Österreicher feierten gemeinsam das gerettete WM-Ticket, und doch war irgendwie jeder damit beschäftigt, das gerade Geschehene für sich selbst zu begreifen, zu verarbeiten, einzuordnen. Und die Zuschauer? Der Roar beim so heiß ersehnten Ausgleich in der 77. Minute dürfte noch bis Bratislava zu hören gewesen sein, jener beim erlösenden Schlusspfiff ebenso.

Was sie erlebt haben, war eines der ganz großen Spiele in dieser alten Schüssel. Eines, das in die Geschichte eingehen wird. Wie jener Abend im September 1997, als Andi Herzogs Weitschuss-Tor – in der 76. Minute damals, diesmal war es die 77. Minute, welch eine Parallele – den harten Brocken Schweden besiegte. Wie im Oktober 1989, als Toni Triplepack beim 3:0 gegen die DDR doch noch die WM-Teilnahme sicherte. Wie damals im Herbst 1958, als dem Sportclub im Europacup das legendäre 7:0 gegen Juventus Turin gelang.

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Mit einem dicken blauen Auge: ÖFB-Frauen retten den Klassenerhalt

Als sich Österreichs Spielerinnen nach dem Abpfiff jubelnd in den Armen lagen, tönte „Wackelkontakt“ im Horr-Stadion. War es ein solcher, der im Hinspiel der Nations-League-Relegation in Tschechien zu einer haarsträubend schlechten Darbietung und einer eigentlich noch zu knappen 0:1-Niederlage führte? Ohne fehlte doch nur, wie Teamchef Alexander Schriebl es formulierte, der Mut?

Im Rückspiel jedenfalls folgte ein erstaunlicher Turnaround. Eine griffige, giftige und auch inhaltlich deutlich besser agierende österreichische Mannschaft erzwang einem 2:0-Erfolg gegen zunehmend entmutigte und dann auch dezimierte Tschechinnen. Man ist mit einem blauen Auge davongekommen und geht im Februar in der Top-Leistungsstufe in die WM-Qualifikation.

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13 Jahre danach: Wieder Wendepunkt für ÖFB-Frauen gegen Tschechien?

„Gratuliere, ihr habt’s das Playoff fix!“, rufe ich von der Tribüne in Richtung Seitenlinie, wo gerade Carina Wenninger vorbeigeht. „Naa, theoretisch brauch ma nu was, oder?“, antwortet sie nach dem 3:2-Sieg in Tschechien. „Nix“, sage ich, „Direktvergleich zählt, nicht Tordifferenz – die Tschechinnen können euch nimmer von Platz zwei verdrängen!“ Mit dieser frohen Kunde und einem „Haha, wirklich? Mega!“ ging die Verteidigerin zur österreichischen Bank, wo gerade der Sieg in der brütenden Hitze von Prag gefeiert wurde, in Ermangelung von Champagner mit Mineralwasser-Duschen.

Nun kommt es 13 Jahre später im Nations-League-Playoff erstmals seit diesem Spiel am 16. Juni 2012 im Stadion von Viktoria Žižkov wieder zu Pflichtspiel-Duellen der beiden Teams. Die Partie damals war ein Wendepunkt für beide: Zuvor war Tschechien stärker gewesen als Österreich, war in EM-Playoffs, hatte sich im zweiten Lostopf etabliert. Seither ist es genau anders. Österreich war im EM-Halbfinale 2017 und im EM-Viertelfinale 2022, hat sich in der A-Gruppe der Nations League etabliert, während Tschechien nie bei einem Turnier dabei war und nun zwischen A- und B-Gruppe pendelt.

Was die offensichtliche Frage aufwirft: Warum? Und könnten die kommenden Spiele – angesichts der Kreuzband-Verletzungen von Barbara Dunst, Sarah Zadrazil, Marie Höbinger, Lilli Purtscheller und Manuela Zinsberger – zum Wendepunkt in die andere Richtung werden?

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